Bewusstsein und veränderte Bewusstseinszustände

Von Prof. Dr. Torsten Passie 

 

„... dass unser normales Wachbewusstsein, rationales Bewusstsein wie wir es nennen, nur eine bestimmte Art von Bewusstsein ist, während um es herum, abgeteilt nur durch eine hauchdünne Scheidewand, potentielle Formen des Bewusstseins liegen, die ganz andersartig sind. Wir mögen durchs Leben gehen, ohne ihre Existenz zu ahnen, sobald jedoch der erforderliche Stimulus angewendet wird, sind sie mit einem Schlag in all ihrer Vollständigkeit da; wohlbestimmte Typen der Mentalität, welche sicher irgendwo ihre Brauchbarkeit und Anwendung haben. Keine Betrachtung des Universums in seiner Gesamtheit kann abschließend sein, welche diese anderen Formen des Bewusstseins außer Acht lässt. Wie sie angehen, ist die Frage ...“
William James (1902)

Als Produkt einer hochentwickelten Hirnphysiologie dient das Bewusstsein in erster Linie der Ermöglichung komplexer zielorientierter Verhaltensstrategien aufgrund einer multimodalen und holistisch integrierten Perzeptionsfähigkeit. Es vermittelt die integrierende Berücksichtigung einer Vielzahl von intra- und intersubjektiven Variablen sowie einer komplexen, die präsente Gegenwart übergreifenden Vielfalt von Umweltvariablen. Das Bewusstsein befähigt zur Widerspiegelung dieser Variablen und ermöglicht über die Schaffung abstrahierter Umweltmerkmale mentale Operationsmöglichkeiten mit neugewonnenen abstrakten Merkmalskategorien.

Der Multidimensionalität des Phänomens Bewusstsein entspricht die Breite des Spektrums der Ansätze zu seiner Erforschung. Da Bewusstsein Merkmale aufweist, die sich auf stark präreflexive Elemente der subjektiven Erfahrung beziehen und zugleich eine neuronale Grundlage als gesichert betrachtet werden darf, erscheinen sowohl auf subjektive Erfahrung fußende als auch naturwissenschaftliche Methoden zu seiner Erforschung legitim. Die Subjektseite des Bewusstsein wurde im ausgehenden 19. Jahrhundert durch die deskriptiven Psychologien von Brentano (1874) und James (1890) sowie später die philosophische Phänomenologie (Edmund Husserl u.a.) Gegenstand der Forschung (Brecht 1949). Ausgehend vom systematischen Studium des in der unmittelbaren Erfahrung Gegebenen konnten eine Reihe von qualitativen Merkmalen des Bewusstsein genauer beschrieben, eingegrenzt und definiert werden. Von naturwissenschaftlicher Seite wurde Bewusstsein im frühen 20. Jahrhundert zunächst Thema bei der Untersuchung von Ausfällen bewusster Wahrnehmung in spezifischen Bereichen (Gesichtererkennung, Körperwahrnehmung u.a.) bei Hirngeschädigten (vgl. Prigatano & Schacter 1991). Neuartige Untersuchungsmethoden können der Stoffwechsel des lebenden Gehirns abbilden (Positronen-Emissions-Tomographie (PET), funktionelle Magnetresonanztomographie fMRT)) und damit nähere Aufschlüsse über die funktionell an der Entstehung und Aufrechterhaltung des Bewusstsein beteiligten Hirnstrukturen bzw. hirnimmanenten Prozesse liefern. Eine einzelne anatomische Struktur, an welche Bewusstsein gebunden wäre, konnte jedoch nicht gefunden werden. Auch deshalb wird davon ausgegangen, dass es sich beim Bewusstsein um ein globales Integrations- und Übertragungssystem handelt, welches eine spezifische Synchronisierung großer Verbände von Hirnzellen voraussetzt, um die als Ganzheit erfahrene subjektive Erfahrungswelt zu erzeugen. Wichtig für die Erforschung des Bewusstseins sind auch die von philosophischer Seite geführten metatheoretischen Diskurse über die Konzeptualisierbarkeit von Bewusstsein, welche einer Eruierung funktionaler Eigenschaften zustreben, die oberhalb physischer Beschreibungsebenen objektive Zuschreibungskriterien liefern können (Metzinger & Schuhmacher 1999).

Im psychiatrischen Feld wird Bewusstsein - im Anschluss an Jaspers (1913) - nicht als Bewusstsein selbst definiert, sondern als ein eigentümlicher Grad Klarheit, Fülle, Beweglichkeit, Ablaufstempo und Rangordnung des inneren Erlebens und der psychischen Funktionen verstanden. Das Ganze des bewussten Seelenlebens umschließt nach diesem Definitionsversuch drei verschiedene Aspekte: 1. die reale Innerlichkeit des Erlebens, die auch als Ich-Erleben oder Ich-Bewusstsein bezeichnet wird, d.h. die nach innen gerichtete Wahrnehmung, Vorstellung usw.; 2. das Gegenstandes-Bewusstsein, auch als Phänomen der Subjekt-Objekt-Relation gefasst, d.h. die nach außen, auf Gegenstände gerichtete Wahrnehmung; 3. das Selbst-Bewusstsein, das heißt das Wissen des Bewusstsein um sich selbst.

Obgleich die physiologischen Grundlagen des Bewusstseins von medi­zinischen Forschern erarbeitet wurden (Moruzzi & Magoun 1949, Hess 1925, 1952, Ebbecke 1959, Sperry 1968 u.a.), und ein großangelegter theoretischer Entwurf zu psychologisch-psychiatrischen Dimensionen des Bewusstseinsproblems aus der Feder eines der bedeutendsten europäischen Psychiater stammt (Ey 1967), ist das Thema Bewusstsein kein Zentralproblem medizinischer Wis­senschaften, sondern vornehmlich im Bereich von Psychologie und Philosophie zu verorten (vgl. Marcel und Bisiach 1988).

Anderes gilt im Bereich der vielfältigen Zuständlichkeiten des Bewusstseins, der sogenannten "Bewusstseinszustände" und "Bewusstseinsstörungen". Diese stellen ein traditionelles Gebiet medizinisch-psychiatrischer Forschung und Expertise dar (vgl. Müller 1879, Jahrreiss 1928, Rosenfeld 1929, Staub & Thölen 1961, Boor 1966, Neopil 2000). In diesem Feld haben die medizinischen Wissenschaften eine zentrale Stellung was die Erforschung wie auch diagnostische und therapeutische Verwertung dieser Phänomene angeht.

Bedingt durch eine mangelhafte Integration der Grundlagen­forschung wird "Bewusstsein" im Kontext wis­senschaftlicher Forschung noch immer - ohne adäquate Einbeziehung seiner vielgestaltigen Modifikationsformen - simplifizierend mit dem vage definierten Konzept eines idealisierten Tages-Wach-Bewusstseins mit einem Mittelmaß an zentralnervöser Errregung gleichgesetzt. Die Abb. 1 vermittelt einen Eindruck davon, dass der Zustand eines „mittleren Tages-Wach-Bewusstseins“ nur für ein eingegrenztes Segment menschlicher Selbst- und Umwelterfahrung präsent ist.

Wie sich bei Durchsicht der Liter­atur ersehen lässt, wurde das komplexe Gebiet der veränderten Bewusstseinszustände und Bewusstseinstörungen - ob­gleich in vielerlei Hinsicht mindestens potentiell verbunden mit den psychologischen und philosophischen Bemühungen um das Bewusstsein­sproblem (vgl. Guttmann und Langer 1992; Flanagan 1992) - bisher hauptsächlich von medizinisch-psychiatrischer Seite angegangen und seit dem Ende des 18. Jahrhunderts als Standardthema in psychia­trischen Lehrbüchern diskutiert. Die 1991 erfolgte Einführung der Schlagworte "Consciousness" und "Consciousness Disorders" im "Index Medicus" geht einher mit einer sich ver­größernden Bedeutung von Bewusstseinszuständen und Bewusstseinsstörungen im Rahmen psychologischer Bewusstseinstheorien (vgl. Underwood und Stevens 1979; Farthing 1992).

Das normale Wachbewusstsein impliziert ein weites Spektrum subjektiver Erfahrungen, abhängig von Faktoren wie physischem und sozialem Setting, Stimmungen und Erregungsniveau, der Befasstheit mit inneren oder äußeren Stimuli oder dem inneren Erleben von Denkvorgängen, Vorstellungen und Erinnerungen. Veränderte Bewusstseinszustände definierte in konsistenter Weise erstmals Tart: „An altered state of consciousness [ASC] for a given individual is one in which he clearly feels a qualitative shift in his pattern of mental functioning, that is, he feels not just a quantitative shift (more or less alert, more or less visual imagery, sharper or duller, etc.), but also that some quality or qualities of his mental processes are different. … the existence of feelings of clear, qualitative changes in mental functioning that are the criterion of ASCs. … For those who prefer a behavioristic approach an ASC is a hypothetical construct invoked when an S’s behavior (including the behavior of verbal report) is radically different from his ordinary behavior” (Tart 1969: 1f.). Diese Definition ist bis heute grundlegend geblieben. Eine erklärende Erweiterung fand diese Definition durch Farthing (1992), der seinen Definitionsversuch in folgende Punkte gliedert:

  • ASCs are not merely changes in the contents of consciousness;
  • ASCs involve a changed pattern of subjective experiences, not merely a change in one aspect or dimension of consciousness;
  • ASCs are not necessarily recognized by the individual at the time that they are happening; they may be inferred afterwards;
  • ASCs are relatively short-term, reversible conditions;
  • ASCs are identified by comparison to the individual’s normal waking state of consciousness;
  • The essence of a state of consciousness is the individual’s pattern of subjective experience, not his or her overt behavior or physiological responses.

Neben den Veränderungen der subjektiven Erfahrung sind veränderte Bewusstseinszustände durch Veränderungen kognitiver Funktionen (Aufmerksamkeit, Konzentration, Gedächtnis usw.), Verhaltensmodifikationen und bestimmten physiologischen Veränderungen (Erregungsniveau, EEG-Wellenmuster usw.) gekennzeichnet.

Tabelle 1 vermittelt einen Überblick über die subjektiven und objektiven Parameter, die während eines veränderten Bewusstseinszustandes abgewandelt sein können.

1966 hat erstmals Ludwig in einer Synopsis versucht, veränderte Bewusstseinszustände systematisch in ihren allgemeinen Charakteristika sowie ihren individuellen und sozialen Funktionszusammenhängen genauer zu definieren (Ludwig 1966). Tarts Begriff spezifizierte später Dittrich im Rahmen seiner umfangreichen experi­mentellen Untersuchungen als "Veränderte Wach-Bewusstseinszustände (VWB)“ (vgl. Dittrich 1985).

Schon vor den Arbeiten von Ludwig und Tart beginnend wurden Untersuchungen zum Vorkommen veränderter Bewusstseinszustände durchgeführt (Tab. 2). Diese zeigen, dass diverse veränderte Bewusstseinszustände ein häufiges und regelmäßig anzutreffendes Phänomen der menschlichen Erfahrungswelt darstellen und von daher nicht nur den Status einer wissenschaftlichen Kuriosität beanspruchen dürfen. Sie können sogar die machtvollsten psychologischen Phänomene sein, die dem Menschen erfahrbar sind. So kann eine fünfminütige Erfahrung in einem veränderten Bewusstseinszustand (etwa eine religiöse oder eine Nah-Todeserfahrung) die habituelle Ausrichtung, Wertorientierung und den ganzen Lebensweg einer Person gravierend verändern (vgl. z.B. Atwater & Ring 1985). Auch das Heilungspotential, die kulturbildende Funktion, die pathologischen Aspekte im Rahmen psychopathologischer Syndrome und der Anpassungswert veränderter Bewusstseinszustände erscheinen für den wissenschaftlich Bearbeiter von Bedeutung.

Eine Übersicht über die „nötigen Reizmittel“ (Terminus von W. James 1902) zur Induktion veränderter Bewusstseinszustände stellte Dittrich (1990) zusammen (Tab. 3).

Kritische Exkurse zu kulturhistorischen Aspekten der Begegnung des Menschen mit veränderten Bewusstseinszuständen, die im Abendland von einem Prozess kultureller Assimilation bis zur neuzeitlichen Ausgrenzung gekennzeichnet ist, lieferten Nitzschke (1974) und Lenk (1983). Geographisch-klimatische Zusammenhänge von Mentalitätsformen und Bewusstseinseinszuständen belegte Hellpach (1955). Aussichten auf eine produktive kulturelle Integration eines Spektrums veränderter Bewusstseinszustände zeigte Crook (1980).
 

Kulturelle und medizinische Bedeutung veränderter Bewusstseinszustände

Wie weltweite ethnologisch-anthropologische Studien zeigen (Tab. 4) ist davon auszugehen, dass institutionalisierte kul­turell integrierte Formen einer intendierten Erzeugung und Nutzung spezifischer BZ ubiquitär verbreitet sind und wegen ihrer großen Bedeutung im Kontext traditioneller medizinischer und re­ligiöser Praktiken und Vorstellungskomplexe als bedeutende anthropologische Konstante betrachtet werden müssen (vgl. Prince 1968; Bourguignon 1973).

Auch das - vordem kaum vermutete - breite Vorkommen, das für einige der deutlich vom "mittleren Tages-Wach-Bewusstsein" abwe­ichenden (nicht selten psychologisch tiefgreifenden) Erfahrungen in spezi­fischen veränderten BZ innerhalb der Normalpopulation nachgewiesen werden konnte (vgl. Tab. 2), vermittelt Hinweise auf deren - bislang nur wenig wahrgenommene - Bedeutung in der Erfahrungswelt des Menschen. Im Unterschied zum westlichen Kulturkreis haben weite Teile (fern-)östlicher Kulturen im Rahmen uralter Traditionen eine ausgeprägte Kultivierung von bewusstseinsverändernden meditativen und schamanistischen Praktiken entwickelt (vgl. Dobkin de Rios und Winkelman 1989; Tart 1975b, West 1988). Auch im Bereich der modernen Medizin und Psychotherapie werden bes­timmte Formen von veränderten Bewusstseinszuständen seit langem genutzt (vgl. Dittrich & Scharfet­ter 1987).

Hinzuweisen ist auch auf die jahrtausendealte Tradition der Heilanwendung bestimmter veränderter Bewusstseinszustände im Rahmen schamanistischer Prak­tiken (Eliade 1958, Walsh 1992). Überdies wurden im Zusammenhang mit der Erforschung und theo­retischen Konzeptualisierung von Bewusstseinszuständen innovative Forschungshypothesen, insbesondere zur Ätiologie der Psychosen, generiert (vgl. z.B. Ludwig 1975; Kempe 1980; Hermle et al. 1988, Pletscher & Ladewig 1994).

Wie die größeren Konferenzen und Sammelbände zum Thema Bewusstseinszustände bzw. Bewusstseinsstörungen verdeutlichen (Tart 1969, Prince 1968, Zinberg 1977, Resch, Dittrich & Scharfetter 1987, Staub & Thölen 1962, Dittrich et al. 1993/94), existieren vielfältige Bezüge des Themas zu Nachbardisziplinen wie Neurologie, Neurophysiologie, Neuropsychologie, Psychophysiologie, Biochemie, Psychopharmakolo­gie, experimentelle Psychologie, Neuro- und Kognitionswis­senschaften wie auch zu Ethnologie, Anthropologie, Religionspsy­chologie u.a.

Der Medizin könnte im Hinblick auf die Vermittlung der diversen Perspektiven bzw. Betrachtungsebenen aus mehreren Gründen eine in­tegrative Schlüsselfunktion zukommen: 1. Die Erforschung der mul­tifaktoriellen psychophysiologischen Ätiologie (und Nutzung) der verschiedenartigen BZ und BS erfordert stets medizinische Grundlagenkenntnisse; 2. die Medizin hat durch die langwährende Auseinandersetzung mit verschiedenartigen Bewusstseinsveränderungen im Zusammenhang mit organischen und psy­chiatrischen Erkrankungen breite Erfahrungen bei der Beschreibung, Beurteilung und diagnostischen Bewertung dieser Phänomene; 3. die Medizin hat seit langem Grundlagenforschung zu Bewusstseinsveränderungen betrieben; 4. die Medizin verfügt über eine lange Tradition in der therapeutischen Anwendung bestimmter Bewusstseinszustände; 5. die Medizin hat mit ihrem Spektrum spezial­isierter Einzeldisziplinen am ehesten die Möglichkeit zur Integra­tion einer Vielfalt von Aspekten bei der Beforschung, Beschreibung und theoretischen Konzeptualisierung dieser komplexen Phänomene.

Interessante Versuche von medizinischer Seite, die Bedeutung von Bewusstseinszuständen für die psychiatrische Diagnostik und Theoriebildung auszumessen, stammen von dem Schweizer Psy­chopathologen Scharfetter (Scharfetter 1986, 1991, 1992). Die Bedeutung von Bewusstseinsveränderungen im Rahmen psycho­tischer Erkrankungen ist bisher nur sehr unvollkommen untersucht, obwohl hierzu insbesondere die schon seit langem be­triebenen und jüngst wiederaufgenommenen Forschungen zu den Hal­luzinogen-induzierten Modellpsychosen vielversprechende Anregungen liefern dürften (vgl. Beringer 1927, Leuner 1962, Hermle et al. 1988, Pletscher & Ladewig 1994, Vollenweider 2001, Vollenweider 2001).

Im Rahmen eines mehrjährigen Forschungsprojektes an der MHH mit dem Titel „Psychophysiologische Korrelate veränderter Wachbewusstseinszustände“ wurden verschiedene Projekte durchgeführt. Um die unten angeführten Studien aus diesem Projektzusammenhang (wie auch die nicht angeführten bzw. noch in Arbeit und Planung befindlichen Untersuchungen) in diesem Kontext sinnvoll einordnen zu können, sollen an dieser Stelle kurz die Intentionen, experimentellen Studien, integrierenden und theoretischen Arbeiten sowie die weiteren Planungen umrissen werden.

Das Projekt stellt sich zur Aufgabe, eine Reihe subjektiver, neurokognitiver und physiologischer Korrelate von einigen veränderten Bewusstseinszuständen zu untersuchen (vgl. Abb. 3). Obgleich nur eine kleine Anzahl verschiedener veränderter Bewusstseinszustände untersucht werden können, dürfen als direktes Resultat neue Ergebnisse bezüglich der einzelnen erhobenen Parameter erwartet werden. In einem zweiten Schritt können dann Beziehungen zwischen diesen Parametern eruiert und dargestellt werden. Darauf basierend werden in einem nächsten Schritt Rückschlüsse auf die grundsätzliche Charakteristik der jeweiligen Zustände, ihre Einordnung in einer Systematik von Bewusstseinszuständen sowie ihre spezifischen Ätiologien auf verschiedenen Erklärungsebenen möglich. Desweiteren könnten Erkenntnisse über die psychotherapeutischen Potentiale einiger dieser Zustände gewonnen und diese gezielter einsetzbar werden.

Bedauerlicherweise sieht sich die Erforschung veränderter Bewusstseinszustände auch mit komplexen Schwierigkeiten konfrontiert. So können etwa die in Abb. 3 angeführten multiplen Herangehensweisen naturgemäß teilweise nur sehr begrenzt, teils sogar gar nicht angewandt werden. Wie soll etwa während eines rituellen Tanzes, der zur Induktion eines veränderten Bewusstseinszustandes führen soll, eine PET-Untersuchung oder einen neuropsychologische Testung durchgeführt werden? Demzufolge wird unser Bild von verschiedenen veränderten Bewusstseinszuständen stets mit einer Anzahl von Limitierungen behaftet sein.

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